Q - Album


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Band: QUEENSRYCHE  
Titel: Operation: Mindcrime II  
Label: Rhino / Warner  
Homepage: www.queensryche.com

Stil: Prog-Concept-HR/Metal
VÖ:  31.03.2006
Spieldauer: 17 Tracks / 59:08 min.

 

'Operation: Mindcrime II' hat von Anfang an eigentlich keine Chance, und kann diese auch von Anfang an zu keiner Sekunde annähernd nutzen. Außer dem Logo, dem Coverartwork, den Hauptakteuren, dem Mindcrime-Symbol und einigen aufgewärmte altbekannte Melodiebögen oder Bruchstücke hat die so sehnsüchtig erwartete, aber auch schrecklich gefürchtete Forsetzung nix mit dem Original zu tun. Die Songs sind bei weitem nicht so genial, keiner der Songs kann überhaupt auch nur einem der unzähligen Hits vom ersten Teil das Wasser reichen, die Produktion ist kacke, drucklos und altbacken und überhaupt ist die Platte einfach langweilige KACKE, eine FRECHHEIT wegen der Namensgebung, weil dies ja dem Orignal schadet, und eh nur aus kohletechnischen Gründen entstanden, weil man mit diesem Titel ja sich er ganz flott die Kassen klingeln lassen kann. Finger weg!!!

 

Nach zwei bis drei Durchläufen des neuen Albums meiner ehemaligen Godz könnte ich dieses obenstehende Review, bzw. diesen Verriß locker stehen lassen. Jedoch ist es halt doch nicht so einfach:

Wie soll man denn überhaupt die Fortsetzung einer Platte vernünftig angehen, wenn der erste Teil 'Operation: Mindcrime' hieß und eben vielleicht DAS Album schlecht hin war/ist? Klaro, das geht nicht. Und daher sollte man eben irgendwann, wenn der erste Ärger und die riesige Ernüchterung verflogen sind, einfach versuchen, neutral an die Chose heranzugehen. Klaro fällt dies ungemein schwer, aber sind wir doch ehrlich: NIEMAND HAT GESAGT, DASS ES EINFACH WIRD...schon gar nicht, wenn es eben um die Fortsetzung des eigenen Lieblingsalbums geht. Wo 'O:M I' schon gewonnen hatte, wenn man den Videoclip zum Jahrtausendübersong 'Eyes Of A Stranger' gesehen hatte, und somit schon total gefesselt und begeistert war, hat es wie erwähnt 'O:M II' einfach ungleich schwerer...und der Vorwurf, das Album sei nur aus Geldgier und finanzieller Berechnung heraus entstanden, wird sofort widerlegt, denn wenn es QR darum gegangen wäre, nen sicheren und schnell Cash-In zu gewährleisten, dann hätten sie ein straightes Hitalbum verfaßt, auf dem neben 3 'Spreading The Disease'-Krachern, noch min.2 'Silent Lucidity'-Schmachter und 4-5 'I Don´t Believe In Love'- bzw. 'Empire'-Smasher vertreten gewesen wären. Doch genau dies ist nicht geschehen und stattdessen liegt nun das mit Sicherheit komplexeste, am schwersten zugängliche und vielschichtigste Album der Seattle-Heroen überhaupt vor. Und solch ein Album bedarf mehr Aufmerksamkeit und wir finanziell sicherlich nur dann als erfolgreich zu bezeichnen sein, wenn die Masse es fertigbringt, über den Punkt hinwegzukommen, an dem man gewillt ist, die Flinte ins Korn zu schmeißen, weil selbst nach dem vierten oder fünften Durchlauf noch keinen echten Hit entdecken konnte. Aber genau dann, wenn man diese Schwelle überschritten hat, ist man an dem Punkt, den man bei Film-Fortsetzungen komischerweise schon direkt von Beginn an hat. Ich kann mich nicht erinnern, daß es auch nur eine Person gewagt hätte, bei 'Das Imperium schlägt zurück' trotz aller Längen ernsthaft zu motzen, denn es war schließlich der zweite Teil einer Saga. Wenn der erste Teil von 'Herr der Ringe' eigentlich nur so vor sich hinplätschert, die Figuren eingeführt werden und am Ende eine kleine Mini-Schlacht stattfindet, ist man dennoch seelig, denn man weiß ja, daß im zweiten Helms Klamm in Schutt und Asche gelegt wird und noch eine Episode später gar Isengard und letztlich auch Sauron und ganz Mordor! Oder man erinnere sich an den zweiten Teil von 'Der Pate', der eigentlich nicht wirklich mit dem ersten mithalten konnte, aber auf Dauer und über die Jahre schlicht unverzichtbar in dieser Saga geworden ist. Oder man nehme das jüngste Beispiel: 'Kill Bill'. Da wird im ersten Teil gemetzelt, bis das Kommen jeden Arztes völlig nutzlos ist und alle Welt weiß, daß dies das 'Pulp Fiction' des neuen Jahrtausend ist, und dann kommt Mr.Tarantino doch unverschämterweise, mit einem zweiten Tei um die Ecke, der im Gegensatz zu Teil 1 komplett tiefgründig, auf Dialog angelegt und wenig actionreich ist. Aber verrissen wurde keiner dieser cineastischen Leckerbissen, die mit Sicherheit genau deshalb so cool waren, weil sie nicht einfach den anderen Teil kopiert haben, was eben einfach auch keinen Sinn gemacht hätte, denn es ging ja nicht um ein Remake, sondern um eine Fortsetzung und Weiterführung einer Gesamtgeschichte!

Bei QUEENSRYCHE nun aber sollen andere Maßstäbe angelegt werden und Teil II muß exakt klingen wie Teil 1? Nein, Hage, vergiss diesen Ansatz sofort wieder und hör dir 'O:M II' gefälligst genauso intensiv an, wie einst den ersten Teil, schnapp dir das Booklet, lies die Geschichte während dem Hören mit und tauche einfach ein in die weitererzählte Geschichte. Diese ist zwar beileibe nicht mehr so überraschend und vordergründig spektakulär wie beim ersten Teil, allerdings ist dies auch kaum möglich, wenn im ersten Teil schon solche tragenden Teilse wie "Gehirnwäsche durch Dr.X" und "Mord an die geliebte Sister Mary" (welch sensationeller Höhepunkt) vorkommen. Mittlerweile sind eben 18 Jahre vergangen, Nikki wird aus dem Knast entlassen, hat sich dort immer noch nicht wirklich gefunden und hadert daher noch immer wegen der Ereignisse aus dem ersten Teil und sinnt nach Rache an jenen Leuten, die dafür verantwortlich waren. So spinnt sich der Plot weiter, bis es zum Treffen und Showdown mit Dr.X kommt, und Nikki schließlich evtl. doch ins Reine mit sich und auch der ermordeten Mary kommt? Findet es in den Details selbst heraus. Aber sind wir ehrlich: Auch wenn die Story schon sehr nett und cool war, ohne die Musik hätte sie einfach nie den Stellenwert erreicht und wäre in der grauen Masse übersehen worden. Und genau so würde es auch der fortgesetzten Sotry ergehen, wenn da nicht die Musik wäre. Eine Musik, die wie gesagt sehr sperrig, komplex und wenig hitträchtig ist, aber letztlich unglaublich im Dienst der Geschichte steht und gar nach und nach so richtig mit der Story und ihrer Dramaturgie verschmilzt. Anfangs noch aggressiv und fordernd, später sich zum Aufeinandertreffen zw. Nikki und Dr.X (gesungen von Ronnie James Dio) steigernd, um dann in eine Richtung zu münden, die die drohende Schizophrenie und den Realitätsverlust im Drogenwahn von Hauptakteur Nikki perfekt einfängt, um ihm dann durch helfende Treffen mit der ihm als Geist erscheinenden, geliebten Mary wieder Hoffnung zu geben...dies alles ist musikalisch derart perfekt umgesetzt, daß es mit Hitsongs gar nicht gegangen wäre, dafür ist vor allem der psychisch sehr labile zweite Teil der Scheibe einfach nicht geeignet, denn zu Konfusion, drohendem Wahnsinn und totaler mentaler und drogenbedingter Selbstzerfleischung passen einfach keine catchigen Hooklines und hübsche Melodien.

Und wenn man dann eben dieses Werk aus diesem Gesichtspunkt heraus betrachtet, dann wird man bestimmt ein ähnliches Suchtpotential verspüren, wie es damals auch der erste Teil versprühte...nur daß 'Operation: Mindcrime II' eben einfach mehr Musical ist, als ein simples Rockalbum, aber da die Umsetzung am Theater ohnehin geplant ist, kann man die Band nur beglückwünschen, denn dann haben sie schlicht und ergreifend nahezu alles richtig gemacht...GROSSE KLASSE!

 

p.s.: Ach ja, der Sound is letztlich beileibe nicht so schwach und man denkt da auch gar nicht mehr dran, wenn man zum vierten Mal erneut die Playtaste betätigt (weil man dauernd vergißt, einfach die 'Repeat'-Funktion zu aktivieren...;-)))

 

Hier noch die einzelnen Parts im Einzelüberblick...und siehe da, es sind doch einige hitverdächtige Tracks dabei:

 

'Freiheit Ouvertüre': spannungsgeladene Orchester-unterlegte Pomp-Einführung

'Convict': kurzer typischer Szene-Spiel-Zwischenpart wie Nikki entlassen wird
'I´m American': Nikki brüllt allen Frust nach den 18 Jahren in die Welt hinaus, weshalb der Song perfekt zu 'The Needle Lies' vom Tempo und der Aggression passt, eine klasse Chorus besitzt und zum ersten Mal ob eines absolut grandiosen Solos (von Mike Stone? oder doch von Michael Wilton?) aufhorchen läßt, genauso wie wegen dem fast schon Thrash-mäßigen Speed-Drumpart! HIT!!!
'One Foot In Hell': eigentlich recht typischer QR-Rocker mit etwas zu seichtem Chorus und dezent versetzter Rhythmik. Parallelen fallen mir spontan zum 'Ford Fairlane'-Soundtrack-Song 'Last Time In Paris' ein. Erneut begeistert das Solo und auch Geoff Tate brilliert mit 'Revolution Calling'-like Strophen-Elementen!
'Hostage': erinnert zu Beginn leicht an DEAD SOUL TRIBE, trumpht dann mit absolut gefühlvollen Hammervocals bei der Strophe auf und hat einen gewissen Touch von DEPECHE MODEs 'Walking In My Shoes' beim Chorus. Erneut zu erwähnen ist das überragende, an PSYCHOTIC WALTZ' Schwebe-PINK FLOYD-Übersolo von 'Into The Everflow' erinnernde Lead-Solo zum bass-getriebenen Teppich! Sehr starker Song!
'The Hands': Für viel DER Hit der Platte, und auch ich bin total begeistert von der 'Breaking The Silence'-Melodie-Adaption bei der halbakustischen Melodie zu Beginn. Danach dominieren typische QR-Harmonien (irgendwo zwischen 'The Mission' und 'I Don´t Belive In Love') vor allem bei absolut gigantische Über-Chorus (mit mehrere Vocals-Spuren übereinander), der den guten Geoff in absoluter Höchstform zeigt. Grandios!!!
'Speed Of Light': leicht schiefer, ganz cooler, getragener Rocksong mit Orchestrierung
'Signs Say Go': Prog-Rocker mit SAIGON KICK-, BEATLES-like Gesangsarrangements...spannungsgeladen geil mit starker Orchestrierung und Solo!
'Re-Arrange You': absolut brillanter Orcherster-Prog-Rock-Kracher mit Top-Chorus (erneut mehrere Layer), der einfach saugut groovt!!!
'The Chase': Der Höhepunkt? Aufeinandertreffen von Geoff Tate aka Nikki und Ronnie James Dio als Dr.X! Der Song ist sehr Musical-mäßig und gut orchestriert, aber einfach so komplex, daß er erst nach min.5 Durchläufen so richtig seine Wirkung entfaltet! Sehr stark!
'A Murderer?': Nikkis Konfusion beginnt so richtig. Sehr chaotischer, stumpf groovender, komplexer Track mit mehreren Stimmen und erneut genialem Chorus und super Solo...überhaupt ist auffällig, wie grandios die Soli auf der gesamten Scheibe sind; stets angesiedelt stilistisch zw. David Gilmore, Mark Knopfler, Gary Moore und PSYCHOTIC WALTZ! 
'Circles': sphärisch Suchendes Zwischenstück
'If I Could Change It All': Melancholisches, ruhiges, getragenes Emotionen-Feuerwerk, bei dem neben genialen Vocals, grandiosen Soli, einer superben Spannung, Akustik, Orchestrierung und Kirchenchören gerade auch Sister Mary in Form von Pamela Moore brilliert. OBERGEIL!
'An Intentional Confrontation': Gehört zu 'If I Could Change It All' und beide bilden so etwas wie die 'Suite Sister Mary II'. Spannungsgeladen, bombastisch, orchestral, fett...schlicht genial!
'A Junkie´s Blues': dezente Gospelgesänge zu Beginn führen Nikkis Selbstaufgabe, totale Verzweiflung ein, die hier erneut mit grandiosen Vocallines und musikalischen Adaptionen aus Teil 1 der Story auftrumpfen!
'Fear City Slide': erneute SAIGON KICK-Reminiszenzen. Die genialen Strophenvocals und der etwas schizophrene Chorus funktionieren bestens und können das immens hohe Spannungslevel halten.
'All The Promises': sehr schöner, hoffnungsvoller Abschluß mit dezentem SANTANA-Gitarren-Touch und einem herausragenden Gesangsduett Tate/Moore. Wow!!!

Hage, 11 Punkte

 

sonstige Reviews: The Art Of Live
  Operation: Mindcrime
  Tribe

 

Die Songs:

 

1.   Freiheit Ouvertüre
2.   Convict
3.   I´m American
4.   One Foot In Hell
5.   Hostage
6.   The Hands
7.   Speed Of Light
8.   Signs Say Go
9.   Re-Arrange You
10. The Chase
11. A Murderer?
12. Circles
13. If I Could Change It All
14. An Intentional Confrontation
15. A Junkie´s Blues
16. Fear City Slide
17. All The Promises

 


 

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